Riesenkrabben und Prinzessinnen – Inselleben in Raja Ampat

Im ersten Teil vom Raja Ampat Bericht habt ihr einiges über die Mantas erfahren und auch, dass ich leider kein Glück hatte, sie beim Tauchen zu sehen. Lest im zweiten Teil ob wir, nachdem wir das Tauchboot gegen eine einsame Insel getauscht haben, mehr Glück hatten mit den Königen der Unterwasserwelt.

Schwob

Der Komödiant Michael Mittermeier hat mal bei einem seiner Auftritte gesagt: „Du kannst ans andere Ende der Welt reisen oder mitten in die Wüste ausgesetzt werden, aber du kannst dir sicher sein, dass du auf jeden Fall einen Schwob (einen Schwaben) triffst.“ Er sollte mal wieder recht haben.
Mit Birgit und Philip, den sympathischen Stuttgartern freundeten Markus und ich uns schnell an und lagen voll auf einer Wellenlänge. So gut, dass wir zusammen nach der Tauchsafari weiter auf eine kleine Insel in Norden von Raja Ampat gereist sind, um da noch ein paar Tage und Tauchgänge zu verbringen. Die zwei Anfang Vierziger sind in den letzten Jahren sehr viel durch die Welt gereist. Da es bevorzugt nach Asien ging, hatten wir uns natürlich viel zu erzählen. Aber auch so hatten die Stuttgarter viel zu berichten, und da sie u.a. mit dem Michi Beck von meiner Lieblingsband den Fanta4 befreundet sind, konnte ich sie etwas ausfragen, wie die Jungs sonst so drauf sind, wenn sie nicht auf der Bühne stehen. Vor allem ihr Humor war ganz nach unserem Geschmack. So verbrachten wir noch eine paar tolle gemeinsame Tage auf der kleinen Insel in unserer Bambushütte, bevor die zwei in den Süden weiterreisten, um sich nach ihrer Rückkehr in Deutschland ihrem neuen Projekt zu widmen. Aktuell arbeiten sie u.a. an einen Online-Shop für ihre veganen Brotbackmischungen, die frei von Konservierungsstoffen sind. Falls ihr mehr über die Zwei und das Brot erfahren wollt, dann schaut mal auf ihrer Webseite vorbei: www.mymakery.de

Navy Seals

Mit CrossFit betreiben wir ja schon einen Sport, der bei der Ausbildung von US-Spezialeinheiten zum Einsatz kommt. Es scheint, als hätte unser Dive Master Raffi das gewusst und wollte noch eine Navy Seals Fortbildung drauf setzen. Wir wussten, damit es die Artenvielfalt in Raja Ampat gibt, benötigen die Riffe immer eine gewisse Strömung und daher werden Strömungstauchgänge keine Seltenheit sein. Nach Raffi’s „Ausbildung“ können wir uns jetzt problemlos bei einer Unterwasser-Spezialeinheit bewerben bzw. wahrscheinlich rekrutieren sie uns, da wir sie mit Bravur abgeschlossen haben Raffi wählte den Einstieg meistens 20-30m neben dem des anderen Zodiacs aus, so dass wir uns schon mal die ersten Meter unter Wasser, beim Ankämpfen gegen die Strömung, aufwärmen konnten. Darauf angesprochen meinte er, die anderen haben den Einstieg nicht gefunden. Ja, nee is klar! Wichtig war ihm ein „guter Einstieg“, was hier allerdings bedeutete, dass wir nahezu alle Tauchgänge mit einem „negative entrance“ machten, was bedeutet dass nach der Rolle rückwärts vom Boot der direkte Abstieg folgte. Obwohl wir, meistens schon bevor meine Tauchuhr 1 Minute anzeigte, auf über 20m (!) Tiefe waren, wartete unten bereits unser Dive Guide eine gefühlte Ewigkeit auf uns. Wie auch immer er da so schnell heruntergekommen ist. Selbst an Tauchplätzen an denen die andere Gruppe kaum Strömung hatte, hingen wir an einem Riffhaken wie Fahnen im Wind, sagen wir mal besser im Strom und einige Momente erinnerten Markus und mich an unseren Unterwassersturm, den wir auf Nusa Lembongan zusammen nur durch ein Not-Exit überstanden haben. Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter, und so warten wir auf das Zusenden unseres Navy Seals Abzeichens, damit wir es uns neben das Seepferdchen und den Freischwimmer auf die Badehose nähen können.

Am Riffhaken fühlt man sich wie eine Fahne im Wind.

14 Minuten

Die kleine Insel im Norden von Raja Ampat wurde uns empfohlen und da sie ein Dive Center hat, war schnell klar, dass wir dort in einem Homestay wohnen werden, um nach der Tauchsafari noch ein paar Tage zum Tauchen dranzuhängen – wenn man eh schon mal gerade da ist. Das war eine sehr gute Entscheidung. Die Insel lässt sich gemütlich in 14 Minuten umrunden, nach dem ersten Tag kannten die Kids schon unsere Namen und besonders der kleine Francis hatte es mir angetan, oder umgedreht. Erste Maßnahme: Schuhe ausziehen. Denn überall ist Sand. Es gibt keine Roller und schon gar keine Autos und die eine Straße würde ich als „Loop“ bezeichnen, denn von oben schaut sie wie ein „O“ aus und hat somit kein Anfang und kein Ende.

Was auffällt, ist dass die Deutschen wohl mal da gewesen sein müssen, denn die Straßen werden ganz akkurat von einem Lattenzaun abgegrenzt, und auch die Grundstücke der Familien weisen eine Hecke als Trenner auf. Ich hab schon so Einiges in Indonesien gesehen, aber so etwas noch nicht.

TIPP 
Du findest alle Homestway's inkl. Preise und Leistungen bequem auf der Webseite von stayrajaampat.com. Ich habe zum Teil mit Google Transite gearbeitet, falls bei den Angaben kein Englisch angegeben war. Einige der Homestay Hosts nutzen WhatsApp, was die Kommunikation sehr erleichterte. Nicht wundern, manchmal kommen sie erst nach Tagen wieder an einer Ecke vorbei wo es Internetsignal gibt. Daher am besten rechtzeitig anfragen.

Nach unserem Einbruch in unserer Villa auf Bali müssen wir sagen, dass wir mittlerweile wieder etwas vorsichtiger geworden sind, was man in Indonesien eigentlich gar nicht sein muss. Umso gewöhnungsbedürftiger war es für mich, dass es in den Hütten keine abschließbaren Türen gibt, meistens stehen die Tür offen bzw. es gibt gar keine.

Für die Hütten der Homestays hat man einfache Schiebetüren aus Bambus eingebaut. Man gewöhnt sich schnell daran die Tür auch einfach mal offen stehen zu lassen. Unsere Hütte war wie alle anderen auf der Insel gleich ausgestattet: Bambushütte, Matratze auf dem Boden mit Moskitonetz drüber, wir hatten den Luxus einer richtigen Toilette mit Toilettenpapier. Gespült und geduscht wird mit der Schöpfkelle und die Familie versorgte uns drei mal am Tag mit Essen. Das Ganze gibt es für rund 20 Euro p.P./Tag. Strom gab es nur nach Sonnenuntergang und nur so lange wie die Sonne die Solarzellen aufgeladen hat. Da es grundsätzlich kein Internet gibt und das Handy Signal nur ggf. kurz (keiner weiß wann), einmal am Tag in einer Ecke der Insel zur Verfügung steht, schaltet man das Handy am besten gleich ganz aus und den Kopf an, und schaut dem Treiben auf der Insel zu.

Wir hatten das Glück, gleich nach unserer Ankunft auf die Prinzessin von Thailand zu treffen, die gerade wie wir, eine Tauchsafari mit ihrem Gefolge in Raja Ampat machte, und es sich nicht entgehen lassen wollte „unserer“ Insel einen Besuch abzustatten. Vor Schreck ist mir am Pier erstmal meine Sonnenbrille ins Wasser gefallen, und ich musste sie im Anschluss wieder herausfischen.

Die Kids haben gefühlt jeden Tag „Water Fun Park“ und fahren z.B. mit der Styropor-Verpackung von einer Waschmaschine im Wasser durch die Gegend oder balancieren auf einer Art Fass herum, um sich dann gegenseitig ins Wasser zu werfen. Am Nachmittag sieht man die Mädels mit einem Ball auf aufeinandergetürmte Koksnussschalen werfen, um anschließen, falls sie getroffen haben, anzufangen zu rennen, was etwas an eine Art Völkerball erinnert, während die Jungs sich aus zwei Stöcken ein Tor bauen, den Ball in die Mitte legen und Fußball spielen.

Endlich

Markus war direkt nach Ankunft als Einziger von uns schon direkt wieder unterwassertauglich und heiß drauf weitere Tauchgänge zu machen, während wir anderen Drei etwas angeschlagen waren und uns erst einen Tag Pause gönnten. Großer Fehler! Markus kam zurück und hatte ein Grinsen vom einen Ohr bis zum anderen. Unfassbar, was uns quasi während der gesamten Safari verwehrt geblieben ist, hatte er in einem Tauchgang erlebt. Über 10 Mantas und unendlich viele Haie. Er konnte sein Glück kaum fassen und faselte irgendetwas davon, dass er ab jetzt nur noch ohne uns Tauchen geht. Wir haben ihn natürlich nicht ernst genommen und das als Folge einer Art Tiefenrausch interpretiert

Das wollten wir so natürlich nicht auf uns sitzen lassen und buchten uns gleich für den nächsten Tag im Dive Center ein. Wir mussten vier Dive Sites anfahren bis unser Guide mit den Bedingungen zufrieden war, und meinte wir können loslegen. Und wie. Wir machten keine 20 Flossenschläge bis wir den ersten Manta sichteten. Endlich! Seit meinem letzten sensationellen Tauchgang im Komodo Nationalpark, wartete ich auf diesen Moment. Was folgte waren 58 Minuten Manta Show vom Feinsten. Wir wurden dass Gefühl nicht los, dass die fünf Mantas sich für uns extra in Szene setzten und immer wieder posierten. Philip musste sogar zwei mal den Kopf einziehen und konnte gerade noch die GoPro Kamera hochziehen, um alles aufzunehmen. Was ein Stress Abends teilten wir dann unser Foto- und Video-Material mit den Mädels von Badefoot Conservation, die ganz begeistert waren wie nah wir den Mantas waren und sie das in den 3 Monaten, in denen sie nun schon auf der Insel sind, noch nicht einmal erleben durften.

Fazit

Raja Ampat ist noch ein Abenteuer und somit eine Reise wert. Wer dort tauchen geht, sollte sich auf Strömungstauchgänge und eine durch die Strömung bedingte schlechte Sicht einstellen. Wir waren anfangs alle negativ überrascht, wie schlecht die Sicht war – das kannten wir so aus Indonesien nicht. Man wird dafür mit einer Artenvielfalt belohnt, die Ihresgleichen sucht. Am Ende muß ich sagen, das die Kombination zwischen Tauchsafari und ein paar Tage auf der Insel wirklich perfekt war, da wir eine tolle Zeit auf dem Boot hatten und uns anschließend in die Insel schlichtweg verliebt haben. Ich würde allerdings beim nächsten Mal die Safari im Süden machen, z.B. bei Misool und die Insel im Norden auswählen oder umgedreht, um so noch mehr mitzunehmen. Wer mehr Zeit (mindestens 3 Wochen) im Gepäck hat, könnte sich auch nur für Insel-Hopping entscheiden und so die verschiedenen Tauchgebiete erkunden.

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Viel zu feiern, wenig zu lachen – Bangkok & Chiang Mai

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Königreich unter Wasser – Tauchsafari Raja Ampat