Tauchen auf den Bunaken

Nach gut 2 Tagen Anreise von Hongkong erreichten wir die Bunaken – eine kleine Insel(gruppe) im Norden von Sulawesi.

16-28.06.2016 ::
Nach einer Nacht im Sunshine Family Homestay in Surabaya (was eigentlich viel zu schön war für nur einen Zwischenstopp) ging es am nächsten Morgen weiter mit dem Flieger nach Manado, eine Hafenstadt im Norden von Sulawesi.

In Manado angekommen, machten wir uns einen gemütlichen Nachmittag/Abend mit einem Besuch in einer Spielhölle, wo es uns ein wildes Trommelspiel voll angetan hat und San sich beim „Tanzen-nach-Farben“ voll austoben durfte. Anschließend ging es für 2 Euro in das XXI-Kino, wo uns nicht nur die US-Action-Komödie „Central Intelligence“ (mit Dwayne the Rock Johnson) gut unterhalten hat, sondern vor allem die indonesischen Kinobesucher, die bei jeder Szene voll mitgegangen sind. Was ein Erlebnis! Die ausländischen Filme werden übrigens in Originalsprache und mit Untertitel gezeigt. Entgegen unserer letzten Kinobesuche in Thailand und Myanmar wird leider nicht die Nationalhymne vor dem Start des Films gespielt. Schade eigentlich.

Nach einer Nacht im Istanaku Guesthouse wartete auf uns im wenig ansehnlichen Hafen das Versorgungsboot unserer Bunaken-Unterkunft Panorama Divers auf uns, welches uns mitnehmen sollte. Nach gut 40 Minuten hatten wir endlich wieder Sand unter unseren Füßen. Was hatten wir uns danach gesehnt. Die Insel Bunaken ist Indonesiens erster Marine-Nationalpark und gilt als Paradies für Taucher und Schnorchler. In der kleinen gemütlichen und sehr einfachen Anlage kamen wir gleich mit den sympathischen Schweizern Angela und Nina, sowie der Berliner-Type Yasmin ins Gespräch. Mit den dreien sollten wir während der nächsten Tage eine tolle Zeit haben. Angela und Nina sind in den finalen Zügen ihrer 6-Monats Reise und konnten uns einige nützliche Tipps für unsere kommenden Stationen geben und man hatte sich viel zu erzählen und jede Menge zu lachen.

Taucher-Paradies

Mit Sven, dem deutschen Besitzer des Hotels habe ich dann gleich für den ersten Tag einen Tauchgang vereinbart. Endlich wieder Fischi gucken. Was in den nachfolgenden Tauchgängen auf mich wartete, ist nicht mit viel meiner bisher mehr als 80 Tauchgänge vergleichbar! Eine so große Artenvielfalt und gut erhaltene Unterwasserwelt habe ich in der Menge noch nicht gesehen. Vor allem die vielen kleinen Sachen, wie Pygmy Seepferdchen, Ghost Pipefish und eine „Elektronische Muschel“, in der wie bei dem Auto K.I.T.T. aus der TV-Serie Knight Rider ein Lichtstrahl von einer Seite zur anderen läuft, haben mich doch sehr beeindruckt. Für mich sind Schildkröten, von denen es hier jede Menge bei jedem Tauchgang gibt, eh die coolsten Socken Unterwasser. Hey Dude

Unser Tauchguide erzählte uns ganz stolz, dass er vor kurzem einem Wissenschaftler die Unterwasserwelt der Bunaken gezeigt hat, da bereits mit zwei Nudibranches-Gattungen, eine Art bunte Nacktschnecken, erste Tests für ein Mittel gegen Krebs laufen. Bei diesen Tauchgängen fanden sie über 80 (!) verschiedene, dieser zum Teil super winzigen Tiere und 17 davon sind bisher noch überhaupt nicht dokumentiert und tauchen somit demnächst zum ersten Mal in Tauchbüchern auf. Verrückt! Das kann man sich kaum vorstellen, aber man schätzt, dass erst 20% der Unterwasserlebewesen dokumentiert sind. Nun stehen die Chancen sehr gut, dass mindestens eine Art der Nudibranches demnächst seinen Namen trägt.

An unserem letzten Tag reiste ein Amerikaner an, der seinen Open-Water-Tauchschein machen wollte und fragte mich, ob es ein guter Tauchspot ist. Dabei stellte ich mir die Frage, ob es das gleiche Erlebnis für ihn ist, wie für mich und kam zu dem Entschluss, das es dass wahrscheinlich nicht ist. Um die Artenvielfalt und vor allem das ganz Kleine zu sehen und schätzen zu wissen, sollte man besser ein paar Tauchgänge auf dem Buckel haben. Allein schon weil die meisten Drop-off’s (Steilwände) mit ihrer wechselnden Strömung auch einem Taucher einiges abverlangen können. Die gute Nachricht für ihn: Sandra und Yasmin waren allein schon von dem Gebotenen beim Schnorcheln total begeistert, so dass sich die Anreise auch als Nicht-Taucher lohnt.

Think global, act local

Ich weiß gar nicht aus welchem Jahrzehnt der Slogan „Rettet den Regenwald“ kommt. Er müsste seinen Ursprung in den 90ern haben. Für uns ist er spätestens nach dem Bericht von Lea und Jan von „reisenzumquadrat“ über die letzten Orang-Utans in Sumatra und einem Abend mit Sven aktueller denn je.
Sven, der seit 13 Jahren auf den Bunaken lebt und mit seiner indonesischen Frau das Panorama Divers Resort führt, erzählte uns von den verheerenden Auswirkungen der Waldbrände zur Rodung des Regenwaldes auf Borneo zu Gunsten von Palmöl-Plantagen. So wussten wir z.B. noch nicht, das Palmöl in etwa jedem zweiten Supermarktprodukt bei uns enthalten ist und neben Kosmetikprodukten auch in Lebensmitteln wie Pizza, Magarine und meiner geliebten der/die/das Nutella verwendet wird (wie ich aber auch gleich feststellen dürfte auch in der billigen Nuss-Nougat-Creme aus Indonesien). Eine gute Übersicht, wofür Palmöl alles verwendet wird, gibt es auf der Seite von WWF. Der Bedarf ist mittlerweile so groß, dass hektarweise der Regenwald gerodet wird um Palmöl-Plantagen stattdessen anzubauen, was schon längst zum Schicksal bedrohter Arten wie dem Orang-Utan oder Tiger geworden ist.
So erzählte uns Sven vom Rauch der Brände auf Borneo (gut 1.000 km entfernt) und wie dieser sich wie eine Dunstglocke über die Region bis nach Sulawesi legte. Bilder, die wir vor einigen Jahren im TV gesehen haben, als der Wind drehte und man damals in Singapur für einige Tage die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Sven berichtete uns auch von den Auswirkungen der Klimaveränderungen seitdem er hier lebt und dem Plastikmüll der jedes Jahr nach der Sturmsaison im Januar den Strand mit 1,5 m hohen Müll (!) aus dem Meer komplett bedeckt. Er engagiert sich mit Online-Petitionen und kleinen Aktivisten-Gruppen für ein besseres Morgen. Wir stellten aber auch fest, dass den Indonesiern leider jegliches Bewusstsein für die eigene Natur fehlt und die korrupte Politik des Landes die Sache nicht besser macht. Gegen Einwurf von Münzen würden sie ihre Oma und den letzten Zentimeter des eigenen Landes an ausländische Investoren verkaufen.
Das war innerhalb kürzester Zeit für uns wieder ein ordentlicher Klatscher und macht wirklich traurig zu sehen was wir unserem Planet antun. Wir stellten uns die Frage, was können wir tun? Da die Nachfrage den Markt regelt, werden wir in Zukunft schauen ob es passende Alternativen zu Palmöl-Produkten gibt. Think global, act local (denke global, handle lokal). Die Webseite von WWF ist dafür ein toller Ratgeber.

Unser erster Tropensturm

Nach einem tollen Tauchgang nach dem Frühstück noch schnell mit Sonnencreme, ohne Palmöl-Anteil :-), eingecremt, um nicht die häufigste Verletzung von Tauchern, den Sonnenbrand einzufangen, braute sich nach dem Mittagessen ein Gewitter zusammen. Das Gewitter hat sich dann zu einen Tropensturm entwickelt, der in dieser Jahreszeit hier eigentlich nichts zu suchen hat. So verbrachten wir die meiste Zeit mit den anderen in dem offenen Essenbereich und versucht zu retten, was zu retten war. Da das Dach den Wassermassen nicht standgehalten hat, regnete es durch und die Treppen entwickelten sich zu einem mehrstufigen Wasserfall. Der einstige Weg durch den Garten zu unserem Bungalow musste neu beschrieben werden und lautete zwischenzeitlich dann so: nach der Flussgabelung links, über die kleine Brücke, vorbei an dem reißenden Fluss durch das Sumpfgebiet – sie haben ihr Ziel erreicht.
Nach einer kurzen Verschnaufpause beim ins Bett gehen nahm die Sache nachts dann noch mal richtig Fahrt auf! So dass Sandra nach ein paar Einschlägen von Kokosnüssen und Ästen auf unserem Dach mit den wichtigsten Dokumenten am Mann bzw. an der Frau aufrecht mit Taschenlampe und Brille im Bett saß. An Schlaf war nicht zu denken.
Die Schweizer Mädels begrüßten uns nach der tollen Nacht beim Frühstück, was kein gutes Zeichen war, sollten sie schon längst auf dem Weg zum Festland nach Manado sein um ihren Flug zu erreichen. Es fuhr kein Boot. Kein Einheimischer wollte auf der rauen See sein Boot auf’s Spiel setzen, was wir gut verstehen konnten. Gegen Nachmittag, der Regen ebbte gerade etwas ab, kam Sven mit der guten Nachricht, dass er den besten Kapitän davon überzeugen konnte mit einem seiner Tauchboote nach Manado rüber zu fahren und fügte an, es wäre auch für Yasmin und uns zwei besser heute schon die Insel zu verlassen, da es die nächsten Tage eher noch schlimmer wird und wir dann erst recht festsitzen würden. So packten wir in etwas über 30 Minuten unsere sieben Sachen, checkten aus und warteten auf die Abfahrt.
Im monsunartigen Regen ging es auf einem kleinen Anhänger den nicht befestigten und meist völlig schlammigen Weg Richtung Anlegestelle. Immer wieder rutschen wir weg, kippten schief oder steckten fest und mussten umgestürzte Bäume aus dem Weg räumen. Spaß ist, wenn man trotzdem lacht. Dass wir immer wieder in schallendes Gelächter ausgebrochen sind, hatte etwas von Resignation, da wir trotz Regenjacke und zwei Regenschirmen bis auf den Schlüpfer nass geworden sind. Die Einheimischen schauten nicht schlecht und quittierten unsere Aktion mit einem freundlichen Winken oder Kopfschütteln aus den Fenstern ihrer Häuser. So etwas bekommen die auch nicht alle Tage geboten.
Am „Pier“ wurde noch schnell von irgendwoher ein Kanister mit Benzin organisiert um anschließend damit das Boot zu betanken, bevor wir es bis knietief in die Wellen geschoben haben. Der Kapitän nahm Platz und uns stockte der Atem als nach wenigen Metern auf dem Meer der Motor ausging. Nach einer schnellen Reparatur und zweimal gut zureden ging die Fahrt weiter. Auf dem Boot wurden wir dann noch mal kräftig durchgeschüttelt und surften ordentlich auf den meterhohen Wellen, so dass nach spätestens der ersten, gefühlt haushohen Welle Sandra sich die Rettungsweste anlegte. Aber alles in allem hatten wir das Schlimmste hinter uns.
Wieder heil auf dem Festland angekommen, wartete schon ein Fahrer auf uns, der uns quietschnassen Fünf nach Manado fuhr. Das Istanaku Guesthouse freute sich über unsere verfrühte Rückkehr und wir uns auf eine heiße Dusche.
Das fluchtartige Verlassen der Bunaken hatte als positiven Nebeneffekt, dass wir einen weiteren lustigen Abend mit den drei Mädels verbringen dürften. Mit Yasmin bin ich dann noch bis zum EM-Spiel der Deutschen wach geblieben ehe uns passend zum Abpfiff um 2 Uhr die Augen zugefallen sind. Ein langer ereignisreicher Tag ging mit dem 1:0 Sieg über Nordirland zu Ende.

Ein ganzes Hotel für uns

Eben noch von einem Sturm aus unserem schönen, aber einfachen Taucher-Bungalow vertrieben, buchten wir uns für 27 Euro/Nacht im Mercure Hotel vor den Toren von Manado ein und gönnten uns damit richtig was. In dem 40qm großem Zimmer war allein das Bad so groß wie das komplette Zimmer in den meisten Unterkünften in Japan. Den Platz brauchten wir auch, da unsere Taschen inkl. Klamotten immer noch durchgeweicht waren und wir sie somit zum Trocken ausbreiten konnten. Das Mercure Manado Tateli Beach Resort ist mit seinen mehreren hundert Betten erst vor wenigen Monaten zur französischen Accor-Kette gewechselt und gehörte uns in der ersten Nacht quasi ganz allein, was schon fast gespenstig war. In den nächsten Tagen sollten auch nicht mehr so viel Gäste dazu kommen, so dass wir auch ohne Handtuch-auf-die-Liege-legen immer den besten Platz am Pool bekommen haben, da wir meist die einzigen in der großen Pool-Landschaft gewesen sind. Das Beste passierte uns aber am ersten Morgen. Wir wollten die Hotelmanager darauf hinweisen, dass in den Buchungsportalen Booking.com und Agoda die Bilder in einer schlechten Qualität eingestellt sind und haben unsere Hilfe angeboten. Daraufhin haben uns diese ein Upgrade in eins der neu renovierten Zimmer gegeben. Das war dann High-end-Zimmer und wird wohl das luxuriöseste Zimmer unser gesamten Reise sein!

Hochzeit auf indonesisch

Wie in den Hotel-Bewertungen angekündigt, ging pünktlich zum Wochenende in dem sonst mehr als ruhigen Hotel das hektische Treiben los. Stühle und Tische wurden herbeigezaubert, eine Buffet-Tischreihe bereit gestellt und die Musik-Anlage bei voller Lautstärke laufen gelassen, auch wenn sie schon längst eingestellt war.

Je eine Hochzeit stand für Samstag und Sonntag auf dem Programm. Wir freuten uns wie die Glücksbärchen diese Ereignisse als Beobachter zu verfolgen und hofften insgeheim auf eine spontane Einladung für eine der aufwändigen Partys. Diese kam leider nicht
Ich finde es ja immer wieder spannend andere Rituale und Brauchtümer zu sehen und Sandra interessierte sich mehr für das Brautkleid und das der Brautjungfern – wie das immer so ist So verfolgten wir den Einmarsch der Braut, die der Bräutigam mit einer Gesangseinlage empfing. Es folgte ein einstündiges Gerede, bei dem die Familien sich gegenseitig dankten dass sie ihre Kinder gut untergebracht haben. Es wirkte alles sehr emotionslos und die Gäste in den hinteren Reihen vergnügten sich bereits mit Spielen am Smartphone. Nachdem das Brautpaar erst die Schwiegereltern und dann sich gegenseitig mit der Hochzeitstorte fütterte, war das Buffet eröffnet und wir freuten uns darauf dass die Party, für die wir den ganzen Nachmittag den Sound-Check haben über uns ergehen haben lassen, gleich danach starten würde. Weit gefehlt. Das einzig Wilde an den Abenden war, dass die Gäste sich förmlich ums Buffet geschlagen haben und sogar schnell im Stehen gegessen haben, um dichter an der Futterquelle zu sein und nach 30 Min. Essenschlacht saß der Großteil der aufwendig gestylten und gut gekleideten Hochzeitsgäste schon wieder in ihrem Auto auf dem Weg nach Hause.
Wir konnten es kaum fassen! Die Feierlichkeiten waren nach 2-3 Std. bereits zu Ende! Keine Musik, kein Tanzen, kein Programm! Einfach vorbei.

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Beach, Relax, CrossFit – Canggu/Bali

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