Der Anfang – Pulau Weh

Man nehme eine kleine paradiesische Insel, füge ein paar der besten Tauchspots Indonesiens dazu, noch etwas Dschungel, eine tolle Unterkunft mit einem Unikat als Gastgeber und runde das Ganze mit einem kleinen, aber feinen Strand ab. Das sind die perfekten Zutaten für einen runden Geburtstag, den es zu feiern gab, leider hat keiner das Kleingedruckte beachtet! 

Wie viele Orte auf dieser Welt, war auch Pulau Weh seit einigen Jahren ein Punkt auf unserer Bucketliste. Jedoch sollten wir diese Insel nicht alleine entdecken, begleitete uns Jan aus München, den wir auf unserer Weltreise kennen gelernt haben, bei diesem Trip. Er wollte seinen 30. Geburtstag unbedingt mit uns verbringen

Die kleine Insel (Pulau) Weh, an der Nordspitze von Sumatra, liegt auf der Höhe von Thailands Phuket. Die Region Banda Aceh, zu der sie gehört, war einst aufgrund der Lage – direkt am Eingang der Straße von Malakka – ein Zentrum für Händler und Reisende aus aller Welt. Das ist heute noch bei der fast 100% muslimischen Bevölkerung zu spüren, machen sie einen sehr offenen und freundlichen Eindruck. Jedoch wird Banda Aceh in erster Linie mit dem verheerenden Tsunami von Weihnachten 2004 in Verbindung gebracht, wurde die Region und die Stadt dabei fast völlig ausgelöscht. Allein hier verloren über 25.000 Menschen an diesem Tag ihr Leben. Über den Massengräbern in der Stadt ist längst Gras gewachsen, an die seelischen Schmerzen wohl noch lange nicht. Als ich mir einen Artikel (Spiegel.de: Paradies aus der Hölle) darüber die letzten Tage durchgelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ich, wie die Meisten die ich kenne, den Tsunami immer als erstes mit den Bildern aus Thailand in Verbindungen bringe, wobei die Auswirkungen in Indonesien viel größer waren, sind u.a. damals hier auch die meisten der 250.000 Menschen gestorben (165.000 genau genommen). Aber hier waren nunmal nicht so viele Touristen wie in Thailand und daher ist es wohl nicht so wichtig…

Ausbreitung des Tsunami 2004

Das Unikat

Heute ist längst wieder alles aufgebaut, die Hilfsorganisationen abgezogen und die Touristen, die nach einem schönen ursprünglichen Indonesien suchen, wieder da. Wer auch noch da ist: Freddie. Freddies Santai Sumur Tiga hatte Sandra schon einige Jahre auf dem Schirm und daher wussten wir, sobald wir es einmal nach Pulau Weh schaffen, müssen wir bei ihm wohnen, was nicht ganz einfach ist, da Freddie quasi eine Legende, und daher das ganze Jahr ausgebucht ist. Ich staunte nicht schlecht, als ich in gleich zwei Artikeln auf seinen Namen gestoßen bin. Der unterhaltsame Südafrikaner gehörte damals den Hilfskräften für den Wiederaufbau an und verliebte sich in Pulau Weh, wo er sein Gästehaus Freddies Santai Sumur Tiga errichtete und somit als Pionier des Wiederaufbaus gilt. Seit drei Jahren ist Freddie nun in Rente und kümmert sich ausschließlich um seine Gäste – und das mit vollem Einsatz. Jeden Abend gab es eine unterhaltsame Ansprache, bei der er persönlich alle Gäste begrüßte und sich nach deren Tag erkundigte, um anschließend das von ihm zusammengestellte Menü vorzustellen, was jeden Abend unter einem anderen Motto stand. Italienischer, arabischer, spanischer Abend, … alles mit passender „Happy Music“ untermalt und meist mit einer Tanzeinlage von ihm vor dem Computer, auf dem bei YouTube die Musikvideos dazu liefen. Einfach köstlich, sowohl das Essen was er zauberte, als auch die Performance dazu. 

Läuft – leider anders als gedacht

Leider kam ich die ersten Tage nicht dazu, seine Köstlichkeiten zu probieren, fing ich mir auf auf der Hinreise Etwas ein, was alleine die Anreise von Kuala Lumpur schon zur Tortur machte. Mit Magenkrämpfen und immer kürzer werdenden Abständen zwischen dem Run auf die Toilette, schleiften mich Sandra und Jan vom Flugzeug, zum Auto, zum Boot und weiter in unsere Unterkunft.

Leider hatten auch die Moskitos kein Mittleid mit mir, so kam es, dass ich mich gerade wieder auf einer der typischen asiatischen Squat-Toilette wiederfand, die ich im übrigen mittlerweile im öffentlichen Bereich einer westlichen Toilette vorziehe und echt zu schätzen weiß, mit heruntergelesenen Hose in besagter Squat-Position und man könnte sagen, es lief gerade ganz gut ;-), als sich ein Moskito an der Wand vor mir löste und erst vor meinen Augen herumschwirrte und als ich noch einen Nicht-Angriffspakt aushandeln wollte, nahm sie schon Kurs auf mich, um zwischen meinen Beinen durchzufliegen – neeeeeeeinnnn, zu spät. Wenn es mal wieder Sch… läuft. 

Wenn Wünsche in Erfüllung gehen 

Mein Zustand verschlechtere sich, so dass ich mich nach unserer Ankunft mit Fieber im Bett wiederfand und von den erhofften tollen Tauchgängen nur träumen konnte. So pendelte ich für die nächsten 2 Tage zwischen halbwach und Schlafmodus, ehe sich passend zu Jan’s Geburtstag Besserung einstellte. Jan sein Geburtstag, da war ja was, denn deswegen waren wir ja auch hier. Den Münchner Jan, lernten wir während unserer Weltreise auf dem Weg nach Laos im Boot kennen und trafen uns dann nochmal in Siem Reap in Kambodscha und ein weiteres Mal auf der anderen Seite der Welt in Medellin (Kolumbien). Heute ist Jan längst ein guter Freund geworden, der uns u.a. erst im Mai auf Bali und anschließend in Wiesbaden besuchte. Jan äußerte bei seinem Besuch im Sommer bereits, dass er seinen 30. Geburtstag gern unter Wasser beim Tauchen verbringen möchte. So fragten wir ihn, was ihn daran hindert – nichts! Also ging die Planung los und durch eine interessante Unterhaltung mit einem anderen Taucher auf der Tauchsafari in Raja Ampat Anfang des Jahres war mit Pulau Weh auch schon das Ziel klar gewesen, denn er schwärmte mir von der vielfältigen Unterwasserwelt vor. 

Jans Wunsch sollte also in Erfüllung gehen, auch wenn wir ihn leider nicht wie geplant bei seiner Unterwasser-Geburtstagsmission begleiten konnten. Aber es warteten jede Menge bunte Geschenke auch ohne uns dort auf ihn.

Super Mario

Am Tag drauf ging es mir schon wieder ganz gut, so dass wir uns Roller mieteten, um die Insel zu erkunden und waren sichtlich überrascht, dass die vermeintlich kleine Insel gar nicht so klein war. So brauchten wir mehrere Anläufe, um die Zufahrt für den Wasserfall zu finden.

Während wir beim ersten Versuch noch unseren geliehenen Rollern alles abverlangten als es über Stock und Stein durch den Dschungel ging, bis wir feststellten, dass es unmöglich der Weg sein kann und umdrehten, folgten wir den anderen Wegweisern am Straßenrand, die uns zu einem Jump’n’run Abenteuer führten. „Lost World“ wäre der Titel. Ähnlich wie bei Super Mario früher auf dem GameBoy ging es erst durch schöne Natur, die harmlos aussah, über einen Bach, vorbei an Kühen zu einem Parkplatz. Von hier hüpften wir über ein paar Steine im rauschenden Bach, um auf die andere Seite zu kommen. Kaum dort angekommen, folgten wir dem Pfad der immer wieder weggebrochen war. Aus dem Nichts tauchte eine Wasserleitung auf, unter der man im Limbo-Stil durch musste. Dem nicht genug, war die Leitung gebrochen und bewässerte Jeden, der es wagen sollte weiter zu laufen. Kamera und Wertsachen geschützt, schlüpften wir drunter durch um auf der anderen Seite einer übergroßen Libelle auszuweichen, die uns angeflogen hat. Die Programmierer hatten als Nächstes eine abgerissene Brücke für uns parat und nur als Beweis lag die massive Betonkonstruktion noch am Wegrand wie weggespült, ganz nach dem Motto, geht nicht weiter, denn der das gemacht hat, hat sehr viel Kraft und Macht. Ich fühlte mich nach so vielen Tagen im Bett noch nicht für einen entsprechenden Endgegner bereit, so ließ Jan mich zurück, um nach dem Wasserfall alleine weiter zu suchen. Leider ohne Erfolg, so sollten wir das Level nicht abschließen können und kehrten als Verlierer zu Sandra zurück, die am anderen Ende den Flusses auf uns wartete. 

Die Null steht

Unsere Tour brachte uns über sehr gut ausgebaute Straßen ohne Verkehr an den Ursprungs Indonesiens – den Kilometer 0. Das Monument an der westlichen Spitze der Insel ist für viele Indonesier eine Art Pilgerstätte und sehr begehrt als Fotomotiv. So mussten wir kurz warten bis einige Jungs ihre schweren Harley Davidson aus dem Weg gefahren haben, um selbst ein Foto an diesem bedeutenden Punkt des Landes zu machen.

Wir waren jetzt bereits auf Java, Bali, Lombok, Sulawesi, Flores, Sumba, Papua und und und, und nun auf Sumatra und es ist für uns unerklärlich, wie man ein solches Land regieren kann, welches über 5.100 km in der Breite (was fast genauso viel ist wie von Frankfurt bis nach Doha), und fast 2.200 Kilometer in der Höhe (was wiederum der Entfernung von Frankfurt nach Moskau entspricht) misst. Man behauptet Einige kommen mit dem Regieren eines Landes der Größe von Deutschland schon nicht klar ;-). Während es auf Sumba zwar freilaufende Pferdeaber kaum Strom und Wasser nur aus Brunnen gibt, wird auf Bali über 100 Mbit Internet diskutiert. Unvorstellbar, diese Dimension und Vielfältigkeit des viert bevölkerungsreichsten Landes der Welt. Es könnten genau so gut 5 eigenständige Länder sein. 

O’Zapft is

O’zapft is hätte der Münchner gesagt. Schon lange war zu befürchten, dass der Tag kommen würde, an dem wir an einem entlegenen Ort in ein Krankenhaus müssen. Dass es auf Pulau Weh sein würde, darauf hat keiner gehofft. Nach einem Rückschlag in der Nacht und der Tatsache, dass ich seit mehreren Tagen nichts gegessen hatte was drin geblieben ist, fand ich mich mit einer Infusion in dem einem Arm und einer Nadel zum Blutabnehmen im anderen Arm auf einem Krankenhausbett wieder. Besser mal checken, was es ist.

Dass wir überhaupt im Krankenhaus angekommen, war schon ein Wunder. Freddie bestellte uns einen Fahrer der uns hinbringen sollte. Der Fahrer fuhr ganz gemütlich durch die Gegend, als wolle er uns die Gelegenheit geben uns von der Schönheit seiner Insel zu überzeugen. Als er auf einmal abgebogen ist, um eine Tankstelle anzusteuern, dachten wir noch: ‚Das macht er jetzt nicht wirklich, oder?!‘ Er machte es. Gut dass es mir wieder besser ging und ich nicht schwanger war, hätte ich sonst wahrscheinlich neben der Zapfsäule 2 entbunden. 

Geburtstagsgeschenk

Gestärkt, mit ein paar Medikamenten mehr im Gepäck ging es zurück in unsere Unterkunft um die nächsten Tage wieder fit zu werden. Vor allem um die Rück- bzw. Weiterreise in ein paar Tagen besser zu überstehen, als die Anreise und außerdem stand Jans Geburtstagsgeschenk noch aus.
Wir haben ihm ein eigens für ihn erstelltes Geburtstags-Workoutzusammengestellt, was wir dann endlich am letzten Tag gemeinsam am Strand beim Sonnenuntergang absolviert haben. 

So ging eine ereignisreiche, wenn auch anders geplante Woche mit viel Entspannung und Schlaf zu Ende. Für Jan geht es zurück ins kalte Deutschland und für uns auf die andere Seite der Straße von Malakka – nach Thailand, wo ein weiterer Abschied auf uns wartet.  

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Starkes Feuerwerk und ein schlafender Elefant – Bali