Stürmische Zeiten – richtig was los auf Bali

Nach dem aufregenden, goldenen Oktober wartete mit dem ersten Regenmonat auf Bali gleich ein ganz stürmischer auf uns. Doch der Regen sollte unsere kleinste Sorge sein.

Was hatten wir für ein Feuerwerk der Ereignisse im goldenen Oktober gehabt: mir blieb fast der Atem weg auf der Tauchsafari im Komodo Nationalpark, der Videodreh für das Plataran Resort in Menjangan und unser tolles Fotoshooting zum Hochzeitstag, um nur einige der Ereignisse zu nennen.

Grund zum Feiern

Die größten balinesischen Feiertage Galungan und Kuningan, waren kaum vorbei, da stand mit dem Geburtstag des Tanah Lot Tempels, dem Wahrzeichen von Bali, schon das nächste Fest vor der Tür. Balinesen arbeiten meist 6 Tage die Woche und haben als Basis eine 48 Stunden Woche, wenn es aber um Feiertage geht, ist alles anders: Tempelfest in der Gemeinde = Feiertag, Tag vor dem Feiertag = frei (man muss ja noch die letzten Besorgungen machen), vier Tage vor dem Galungan = frei (man muss in der Community helfen), Tag nach der Zeremonie = …
Da wird man als Deutscher ganz neidisch, ist bei uns im Verhältnis zu den USA noch nicht mal Montags frei, wenn z.B. der 3. Oktober oder 1. Mai auf ein Wochenende fällt.

So schauten wir mal wieder beim Tanah Lot Tempel vorbei, der uns ansonsten ja nicht gerade in „Ausnahmezustand“ versetzt. Aber wenn balinesisches Treiben ansteht, fahren wir dann doch gern mal vorbei. Alle hatten sich zum Ehrentag schick gemacht und Opfergaben mitgebracht, um die Götter wohl zu stimmen. Da zu unserem Zeitpunkt gerade High Tide, also Flut gewesen ist, gab es einen Schlauchboot-Shuttle zum Felsvorsprung, auf dem sich der Tempel befindet und daher nur bei Ebbe zu Fuß zu erreichen ist. Wir suchten wir uns also ein schönes Plätzchen und schauten dem Treiben zu, lauschten den Klängen des Gamelan Orchesters, welches spielte und atmeten die durch Räucherstäbchen geschwängerte Luft ein. Einfach immer wieder schön, den Bali-Spirit mit allen Sinnesorganen aufzunehmen.

Es gibt sie also doch

Sandra überraschte mich zum Geburtstag mit einem Wochenendausflug zum Balian Beach, der von Canggu aus gerade mal 1,5 Stunden mit dem Roller entfernt ist. Der Balian Beach ist ein kleines Surfer-Örtchen und man könnte sagen: Hier ist die Welt noch in Ordnung.
Während Canggu leider mittlerweile zur größten Baustelle auf Bali mutiert, und mehr und mehr zum zweiten Seminyak wird, scheint die Welt hier noch still zu stehen. Wie immer suchte San uns eine tolle Unterkunft heraus. Die Matekap Lodge ist ein Traum und genau das Richtige, um mal für ein Wochenende abzuschalten. Weit ab von der Straße, inmitten von Reisterrassen gelegen, machten wir es uns auf der Couch auf unserer Terrasse gemütlich und hörten dem Rauschen der einrollenden Wellen zu. Alles war so schön und friedlich, einfach herrlich!

Da überraschte es wenig, dass uns beim Spaziergang am Strand nur unendliche Leere, ein Fischer und eine Kuh begegneten – es gibt sie also doch noch, die tollen, nicht überlaufenen Traumstrände auf Bali und das gerade mal 1,5 Stunden vom Trubel entfernt.

Es brodelt

Bereits seit Anfang Oktober war die oberste Alarmstufe für einen Vulkanausbruch auf Bali ausgerufen. Sogenannte Experten aus der ganzen Welt warteten stündlich darauf, dass es soweit war und der Vulkan das erste Mal seit 1962 wieder zum Ausbruch kam. Tatsächlich dauerte es dann noch bis Ende November bis zumindest mal etwas Asche aufstieg und Stand heute (14. Januar 2018) brodelt es immer noch, aber außer einer 4 Tage anhaltenden Aschewolke und Panikmache der Medien ist Gott sei Dank nicht viel passiert.

Wir durften aber zum ersten Mal hautnah miterleben, wie Medien durch überspitzte Berichterstattung die Leser in eine gewisse Panik versetzt, scheinbar nur, um sie zu erreichen und Themen zu haben. Wir selbst mussten erst mal australische und deutsche Nachrichten schauen, um zu verstehen, warum alle so besorgt waren. Dort hatte man das Gefühl: Bali brennt – während auf Bali fast keiner etwas davon mitbekommen hat. Vor Ort war alles halb so schlimm, die betroffenen Regionen im Umkreis von 7,5 km seit Anfang an bereits evakuiert und die Lava würde nicht über den Radius hinaus kommen, wie uns die gleichen Experten in Foren und Facebook-Gruppen bestätigten. Alle Touristenziele liegen deutlich weiter davon entfernt (30-75 km), umso trauriger, dass in den darauffolgenden Tagen 70% Reisestornierungen den Süden von Bali in eine Art Geisterstadt verwandelten und hier zwischenzeitlich Restaurants und Cafés schließen mussten.

Leider nicht so gut hatten es die Locals, die alles verloren haben, ihre Häuser, die Felder und das Vieh, welches die Basis ihrer Existenz bedeutete. Die Familie von Wayan, unserem Pool-Boy kommt aus der betroffenen Region und lebt derzeit in einem Auffanglager. Er berichtete uns, dass seine Eltern alles verloren haben. In sozialen Netzwerken konnte man in der Zwischenzeit sehen, wie gefühllose Touristen zum Teil mehrere Stunden Autofahrt in Kauf genommen haben, um in die betroffene Region zu fahren. Leider nicht, um zu helfen, sondern um „lustige“ Selfies und Sprungfotos zu machen, während nebendran die Leute um ihre Existenz fürchteten oder bereits alles verloren hatten. Man fragt sich, in welcher Welt leben wir eigentlich?

Ende = Anfang

Anfang Dezember Stand ein Wiedersehen mit dem „Young Tiger“ Jonte, dem sympathischen Schweden auf dem Programm. Wir fieberten schon seit Wochen seiner Ankunft entgegen, verabschiedeten wir ihn doch schweren Herzens im Januar 2017, nicht wissend, wann und ob wir uns wiedersehen würden. Umso größer war die Wiedersehensfreude. Fast zeitgleich stand der Abschied von unserem finnischen Crossfit Gast-Coach Veera an. Ja, sie hat zwei E’s im Namen, an. Veera hat in Helsinki mit CrossFit Takomo ihre eigene Box und war für knapp 3 Monate an unsere Box „ausgeliehen“ und ein sowohl menschlich, als auch sportlich eine Bereicherung für unsere S2S CF-Community.

Auch für uns sollte ein Abschied aus der geliebten S2S CrossFit Box anstehen, deren Community zu unserem zweiten Zuhause geworden ist und mittlerweile, wie der Strand und das Meer, zu unserem Leben auf Bali dazu gehörte. Leider verfolgt der Besitzer andere Ziele als wir, so sahen wir uns gezwungen uns nach einer neuen sportlichen Heimat umzuschauen. Mit dem Crossfit Fortitude in Seminyak fanden wir eine brandneue Box, die erst vor wenigen Wochen eröffnet hatte und wurden dort sehr herzlich aufgenommen. Mit jedem Ende beginnt eben auch etwas Neues!

Einen ausführlichen Bericht über unsere neue Box gibt es auf unserer 
CrossFit Around the World-Seite.

Veera in der Mitte (weißes Shirt), oben ohne der „Young Tiger“ Jonte.

Überrascht

Der Dezember war dann trotz Regenzeit deutlich angenehmer als der November, so regnete es, wenn überhaupt, nur nachts und wir konnten auch mal ohne Regenjacke vor die Tür.

Für mich stand mit dem Bali Charged Run eine sportliche Herausforderung der besonderen Art an. Mit der Startnummer 114 ging es am Strand von Kuta an den Start. Charged Run bedeutet soviel, wie dass es auf einen Mix an Kraft und Ausdauer ankommt. In drei Runden und verschiedenen Hindernissen sollten ein Sieger hervorgebracht werden. Ich wollte mal sehen für was die ganzen CrossFit-Einheiten der letzten Wochen gut gewesen sind, und neben etwas Spaß durch die Teilnahme, mal schauen wie weit ich – ganz ohne spezielles Training, wie ich das normalerweise für Halb- und Marathon-Veranstaltungen normalerweise mache. Selbst etwas überrascht, kam ich trotz Strafsekunden in die zweite Runde, wo ich dann sogar gewann und in der brütenden Mittagshitze als einziger „Weißer“ mit 11 anderen Teilnehmern am Ende im Finale stand. Hier ließ mich dann allerdings Fortuna etwas im Stich, so fehlten mir am Ende gerade mal 2 Sekunden, um aufs Podest zu kommen. Es war eine tolle Erfahrung und so ging es trotzdem mit einem Siegerlächeln, müde und erschöpft nach Hause auf die Couch.

Zurück
Zurück

Königreich unter Wasser – Tauchsafari Raja Ampat

Weiter
Weiter

Wie war’s – Unser Jahr zwanzig-siebzehn