Mutanten Schildkröten – Semporna & Sipadan

Schon am Flughafen in Kuala Lumpur war klar: Urlaubsmodus off, Reisemodus an. Waren wir die einzigen Weißen im Flieger nach Tawau im malaysischen Teil von Borneo.

07.-11.01.2023
Borneo steht schon länger auf unserer Wunschliste. Wie so viele andere Ecken und Länder auch. Leider hat es bis jetzt immer irgendwie nicht gepasst und somit bildet Borneo einen schwarzen Fleck auf unserer Asienkarte. Dabei hat die drittgrößte Insel der Welt viel zu bieten. Ausschlaggebend jetzt dorthin zu reisen, war wieder einmal Corona und die damit fehlenden Chinesen.

Borneo

Borneo ist eine Insel im Malaiischen Archipel in Südostasien. Mit einer Fläche von knapp 752.000 km² ist sie nach Grönland und Neuguinea die drittgrößte Insel der Welt. Sie ist die größte Insel Asiens und mehr als doppelt so groß wie Deutschland und auch größer als jedes andere europäische Land. Borneo ist aufgeteilt zwischen den drei Staaten Indonesien, Malaysia und Brunei. Nach der vollständigen Rodung des Dschungels entstanden riesige Monokulturen von Palmöl-Plantagen. Mehr Informationen zu Borneo findest du hier.

Quelle: Wikipedia.de: User Mortadelo2005 - Image:Borneo2 map

Der rund 3:45 Std. dauernde Inlandsflug bringt uns von der Hauptstadt nach Tawau ganz im Osten des malaysischen Teils von Borneo. Tawau sollte jedem Taucher ein Begriff sein, denn man steuert den Flughafen TWA an, wenn man nach Sipadan zum Tauchen möchte. Einem der Top Tauchgebiete auf der Welt und Teil vom weltbekannten Korallendreieck (Netflix: Chasing Coral). Hier gibt es je nach Saison für jeden etwas - von Groß (Walhaie und Hammerhaie) bis hin zu Makro-Sachen, sprich dass man sehr nah ran muss, um überhaupt etwas zu erkennen.

Flughafen von Tawau

Quelle: Devil_m25 - Übertragen aus de.wikipedia nach Commons.

Vom Flughafen ging es mit dem Minibus weiter nach Semporna, welches wir nur eine Stunde später dank der sehr gut ausgebauten Straße und einem Fahrer mit Bleifuß erreichten. Semporna liegt auf dem Festland, von wo aus wir jeden Tag zum Tauchen starteten. Die Alternative wäre auf der vorgelagerten Insel Mabul zu wohnen, um dann jeden Tag den Weg zu den Tauchspots um die Fahrzeit von Semporna (45-60 Minuten) zu verkürzen. Uns fehlt dazu allerdings das nötige Kleingeld, um in einen der schönen Malediven-Art ähnlichen Wasserbungalows zu wohnen.

Sipadan war vor einigen Jahren bei Deutschen und anderen Europäern sehr beliebt, allerdings haben es dann die Chinesen für sich entdeckt und geentert. Bis Corona stellten sie den mit Abstand größten Touristenanteil. Als wir den Artikel über Bali geschrieben haben, wurde uns klar, dass es eine einmalige Gelegenheit ist, auf Sipadan einen der begehrten 100 Tauchspots/Tag zu bekommen, für die man sich sonst Monate im Voraus anmelden muss. Was bleibt ist der Preis für den Eintritt in den National Park von Sipadan, der echt gesalzen ist. Nach kurzer Recherche haben wir uns für die Scubaholics entschieden, die mit dem Paket B zwei Non-Sipadan Tauchtage und einen Sipadan Tauchtag mit je 3 Tauchgängen anbieten.

Semporna

Der Tagesablauf bei Skifahrern und Tauchern sieht recht ähnlich aus.

  • Morgens früh aufstehen

  • schnell noch eine Kleinigkeit frühstücken

  • ab aufs Boot bzw. den Skilift

  • den ganzen Tag draußen sein

  • gegen 16 Uhr wieder zurück in der Unterkunft

  • ab nachmittag hat man Zeit noch was Schönes zu machen. Wenn denn etwas angeboten wird

Irgendwie schaffen es alle Tauchorte auf der Welt, zumindest die, die ich bis jetzt besuchen durfte, gleich unattraktiv  auszusehen. Labuan Bajo (Komodo), Sorong (Raja Ampat), Manado (Bunaken),… laden alle genau wie Semporna (Sipadan) nicht zum Verweilen ein, sondern nur für die Mindest-Übernachtungen mit anschließender Flucht. Auch wenn San uns mit dem The Perfect Hub eine süßes Hostel herausgesucht hat.

Übrigens sucht San noch einen Investor, um ein schönes Cafe im Bali-Style in jedem dieser Tauchorte aufzumachen. Bei Interesse einfach melden. Allerdings bin ich der Meinung ein Katzen-Streichel-Cafe würde die chinesischen Touristen in Semporna bestimmt mehr ansprechen.

The Perfect Hub liegt in der etwas „netteren“ Gegend von Semporna und wie ich feststellen musste, wären die Cool Divers, die unser alternativer Diveshop gewesen sind, direkt auf der anderen Straßenseite. So liefen wir morgens und nachmittags immer die 15 Minuten zum Pier, was Gott sei dank nicht zum Spießrutenlauf für San wurde.

Der Pier
Der gut 150m lange Pier wird links und rechts von baugleichen Tauchshops gesäumt. Zu unserem Zeitpunkt sind vielleicht nur 3-4 offen. Die unzähligen Tauchboote, die in Zweierreihe stehen, warten darauf endlich wieder alle in Betrieb genommen zu werden. Als alle Tauchshops vor Corona noch offen waren, muss es hier morgens zugegangen sein, wie auf dem Münchner Oktoberfest, wenn es Freibier gibt. Neben dem Pier gibt es noch weitere Ablegestellen und Tauchshops in Semporna und natürlich weitere auf Mabul. Die Fische müssen sich über die 1:1 Betreuung bis Anfang 2020 sehr gefreut haben.

Der Pier mit den Dive-Shop-Hütten links und rechts

Unser erstes Ziel, die Tauchspots um Mabul. Beim Briefing am Pier lernten wir Guillermo (26), einen sehr sympathischen Spanier kennen, der einzige Orang Putih (Weiße) weit und breit. Lustigerweise stellten wir fest, dass er auch in unserem Hotel am Vorabend eingecheckt hat. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen ist, dass wir in den nächsten Tagen sehr viel Zeit über und unter Wasser verbringen werden.

Generation Z & Alpha zeigen wie es geht

Guillermo ist tatsächlich der erste Spanier, den wir auf einer Reise kennenlernen, mit dem wir gut auf Englisch kommunizieren können. Auf unsere Frage, wie das kommt und wo er es gelernt hat, erklärt er uns, dass er Englisch bei Online-Spielen, YouTube und Netflix Filmen gelernt hat. Verrückt. Das passt zu einen Artikel, den ich gerade gelesen habe, in dem es darum geht, dass mit der Generation Z und vor allem der Generation Alpha eine Generation heranwächst, die es gewohnt ist, ihr Wissen aus dem Internet zu ziehen und in der Schule auf ein veraltetes starres System trifft.
Hier gehts zum Artikel: Die Generation Alpha zeigt uns, wie veraltet unsere Lernkonzepte sind.

Obwohl ich in der 5. Klasse auch heiß darauf gewesen bin, Englisch in der Schule zu lernen, habe ich mich mit dem praxisfernen auswendig Lernen von Vokabeln und Lückentexten recht schnell sehr schwer getan. Erst im Winter der 9. Klasse bin ich zur Freude und bestimmt auch zur Verwunderung meiner Eltern, nach einem Lehrerwechsel aufgeblüht. Was hat sich geändert: Wir haben die Bücher zugelassen und Praxis Unterricht gemacht. Heute basiert mein Englisch fast ausschließlich von unseren Reisen und meiner Art, auf Menschen zuzugehen und sie anschließend ohne Punkt und Komma zuzutexten. Was hätte ich mir damals schon das Internet, Netflix, YouTube und Online-Spiele gewünscht.

Mutanten Hero Turtles

Der erste Tauchtag auf Mabul war trotz der begrenzten Sicht von max. 7m großes Kino. Für das, was Guillermo und ich dort geboten bekommen haben, benötigt man im Idealfall wo anders 30 Tauchgänge und mehr. Normalerweise freut man sich, wenn man bei Tauchgängen mal eine Schildkröte sieht. Hier sind wir nicht mehr aus dem Zählen rausgekommen und nicht einfach nur Meeresschildkröten, sondern gigantisch große Schildkröten. Da einige die Größe von mir gehabt haben, hat nur noch das bunte Stirnband gefehlt und wir hätten zusammen auf Verbrecherjagd gehen können.

Größenvergleich der Schildkröten und mir :-)

Guillermo, Donatello und ich ;-)

Wie das immer mit hohen Erwartungen ist: sie können meistens nicht gehalten werden. Leider trifft das auch auf Sipadan zu, das seit 2004 ein Nationalpark ist und täglich nur maximal 100 Taucher zulässt. Wir waren keine 20 Leute auf drei Boote verteilt. Was ich völlig ok finde, da ich kein Freund von Gruppenkuscheln unter Wasser bin. Leider hat mein Dive-Master den Abwesenheitsreminder vom Barrakuda Schwarm nicht bekommen:

Vielen Dank, dass Sie heute unsere Dive Side betauchen möchten, allerdings sind wir für einen Tag im Urlaub und erst ab morgen wieder für Sie da. In dringenden Fällen, wenden Sie sich bitte an unsere Urlaubsvertretung den Blacktip-Reef-Shark.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Liebe Grüße,
Der Barrakuda-Schwarm

Dann hätten wir uns den ersten Tauchgang gegen die starke Strömung sparen können und eine andere, bestimmt schönere von insgesamt 13 Dive-Sites machen können. Der zweite Tauchgang war leider kaum besser, weshalb ich auch eher die gesamte Region mit allen getauchten Inseln als Taucherfahrung bewerten möchte:  Das war schon ziemlich gut, trotz überschaubarer Sicht. Was umso beeindruckender ist.

Wie das beim Reisen meisten so ist, fügt sich eins dem anderen. So haben wir erfahren, dass Guillermos Dive-Instructor für den Advanced Kurs während Corona angefangen hat als Fahrer zu arbeiten und uns somit zum nächsten Ziel, den Kinabatangan River fahren kann. Natürlich kennt er dort ein Homestay, welches er empfehlen kann. So buchte San uns am Abend zuvor zu später Stunde kurzerhand in das Homestay ein. Das lieben wir so am Reisen.


Hast du den zweiten Artikel von Bali schon gesehen? Klinke hier um ihn nicht zu verpassen: Da ist er - der Bali Spirit in Ubud

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Die letzten ihrer Art – Kinabatangan River

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