Taiwan – das bessere China?

Man kennt Taiwan und doch auch wieder nicht. Neben iPhones werden viele weitere Produkte, u.a. aus dem Elektrobereich (Acer, Asus, HTC,…) nach Deutschland importiert und trotzdem nimmt man das Land nicht so wahr. Es wird geschätzt für seine Forschung- & Entwicklung.
Wir freuten uns also sehr darauf zu erkunden, was Taiwan noch alles zu bieten hat. 

Gastfreundschaft und futtern bis die Hose platzt

Es war Freitag Abend. Unser letzter Abend in Taiwan. Da das Wäsche waschen länger gedauert hat, suchte Sandra nach einem Restaurant in der Nähe. Ein Japanisches direkt ums Eck wurde uns angezeigt. Bingo. An das Warten auf einen freien Platz hatten wir uns nach einem Monat Taiwan schon längst gewöhnt. Der Taiwanese steht gerne an. An dem Tag ging es Gott sei dank schnell, denn wir waren mega hungrig und wer Sandra kennt, weiß von was ich spreche  An dem für japanische Restaurants typischen langen Tresen bekamen wir gleich vorne zwei Stühle zugewiesen. Wir saßen noch nicht ganz und wurden schon von unserem Nachbarn freundlich begrüßt und er bat uns seine Unterstützung an, sollten wir Hilfe bei der Übersetzung oder Auswahl des Essens benötigen, denn er isst schon seit über 10 Jahren in dem Restaurant. Heute mit seiner Familie. Wir kamen ins Gespräch, wie so häufig in den letzten Wochen, und es war wieder ein super nettes Gespräch. Unser Nachbar organisierte uns noch eins seiner Lieblingsgerichte, dessen Namen wir nicht aussprechen konnten und folgten seiner Empfehlung bei der Bestellung. Als kleines Dankeschön luden wir ihn auf einen Sake Reiseschnaps ein, worauf wir ein Glas von seinem Wein bekamen und kurze Zeit später waren wir schon mit seinem Sohn auf Instagram connected. 

Beste Gesellschaft für den letzten Abend

Dieser tolle letzte Abend hätte schöner nicht sein können und spiegelt perfekt unsere Zeit in Taiwan wieder. Die Menschen sind so hilfsbereit und nett. Man ging auf uns zu und bat Hilfe an, ohne dabei aufdringlich zu sein. Wir schätzten das sehr und ließen es zu, sonst hätten wir auch das ein oder andere leckere Essen verpasst – wenn ich da nur an die Beef Nudeln in Taipeh denke. Ein Traum. 

Essen, Essen, Essen

Es werden uns weniger die Sehenswürdigkeiten in Erinnerung bleiben, als vielmehr die Gastfreundlichkeit, Willkommenskultur und natürlich das ESSEN. Beim Durchschauen der Bilder macht es den Eindruck wir hätten den ganzen Tag alles querbeet gefuttert – ja, das stimmt letztlich aber auch. Fairerweise müssen wir aber auch sagen, dass Mahlzeiten zu bekommen, die nicht frittiert, eine Suppe oder undefinierbare Innereien waren uns des Öfteren auch echt zum Verzweifeln gebracht hat. Leckere Süßigkeiten dagegen waren super einfach – was sich leider auch direkt auf der Waage bemerkbar machte. Spannt jetzt doch die eine oder andere Hose beim Zumachen etwas. Aber lecker war es. 

Kleine Helfer ganz groß

Dass wir hier und dort überhaupt etwas zu Essen bekommen haben, verdanken wir neben den freundlichen Passanten, die uns beraten und für uns übersetzt haben, Google Translate. Auch wenn wir bei der einen oder anderen Übersetzung etwas Fantasie benötigten, um sie zu verstehen.

Die App hätte uns damals in Japan auf Okinawa (Okinawa – ein Missverständnis) vieles Einfacher gemacht. 

Interessante Übersetzung

Route

Was eine krasse Umstellung. Nach den unendlichen Weiten in Australien (Blogartikel: Unendliche Weiten – Westaustralien) wo gerade mal 24 Millionen Australier auf 7.692.024 km² leben, sind es in Taiwan die gleiche Anzahl an Einwohner auf gerade mal 35.801 km² (zum Vergleich Deutschland: 83 Millionen auf 357.578 km²). Da wird es gleich wieder asiatisch gemütlich auf den Straßen.

Da wir wieder Arbeiten und Reisen verbinden, wie u.a. letztes Jahr in Seoul (Blogartikel: Soju, Kimchi und Alpinaweiss – Seoul) planen wir mit 30 Tagen rund 2/3 mehr Zeit ein als uns der Reiseführer für unsere geplante Route: Taipeh >>> Hualien >>> Sonne-Mond-Lake >>> Tainan >>> Kenting >>> Kaohsiungvorschlägt.

Auto fahren

Mit zwei verlängerten Wochenenden an denen wir uns ein Auto mieteten, geht Sandras Plan am Ende gut auf. Für die Strecke von Taipeh >>> Tainan (3 Tage) und von Tainan >>> Kenting >>> Kaohsiung (3 Tage) mieteten wir uns jeweils ein Auto bei Hotai Car Rental (www.rentalcars.com). Die größte Herausforderung war es für mich wieder rechts, also wie in Deutschland zu fahren, nachdem ich in den letzten 7 Monaten in Thailand, Indonesien und zuletzt Australien meine Fähigkeiten im Linksverkehr unter Beweis stellen konnte.

Unsere Route, ein Best-of wie man uns später sagt.

Taipeh

Sichtlich überrascht wandelten wir die ersten Tage in Taipeh umher. Suchten wir nach einer super modernen und technisch hochentwickelten Stadt wie Tokio oder Singapur. Taiwan ist für seine vielen Tech-Konzerne und Entwicklung bekannt, aber es erinnerte uns Vieles eher an Abläufe in Deutschland.

Die meist grauen und heruntergekommen Fassaden ließen auch nicht vermuten, dass Taiwan einer der größten Exporteure u.a. für Baumaterialien wie Stahl und Beton ist. Es machte fast den Anschein als würde man alles exportieren und wenig davon im Land selbst behalten. Den Reichtum sieht man nur an den für Asien ungewöhnlich hohen Anteil an deutschen fetten Autos, da meist nur die großen Marken und gerne die High-End-Sportline Versionen davon herumfahren, die dann vor verfallenen Häuserfassaden parken. Interessantes Bild.

Nach der langen Anreise macht es San wie die Locals – Power Nap in der Bahn

Unser super schönes Star-Hostel hat die San mal wieder bestens herausgesucht und liegt nicht nur direkt in der Nähe der Main-Station (Hauptbahnhof) sondern wir können auch einige Stadtteile und Sehenswürdigkeiten direkt per Fuss erreichen. So arbeiten wir bis Nachmittags und gehen dann auf Erkundungstour oder über einen der vielen Nachtmärkte, die für ihr Essen bekannt sind.

Wenn der Müllmann drei mal klingelt

Ein Schauspiel dem wir mehrere Tag freudig zuschauten, war der Müllwagen, der sich mit einer Klingelmelodie rechtzeitig ankündigt, damit man noch ausreichend Zeit hat sich mit seinem Müllbeutel an den Straßenrand zu stellen. Ein Bild für die Götter.
An unserer letzten Station in Kaohsiung konnte ich dann sehen, was es bedeutet zu spät zu kommen. Dann läuft man dem Wagen wie einem Bus, den man verpasst hat aber unbedingt bekommen muss, hinterher, während dieser nicht anhält und gerade etwas schneller fährt, als man laufen kann. Alles mit dem Müllbeutel in der Hand. Herrlich!

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Hualien

Mit dem Auto ging es via Jiufen Richtung Hualien. Jiufen ist ein kleines Bergdorf und für Tagesausflüge von Taipeh sehr begehrt. Uns erinnerte es mehr an die Drosselgasse in Rüdesheim. Man wird durch die engen Gassen durchgeschoben und nur der Versuch sich herumzudrehen, bedeutet dass man mit Jemanden anderen zusammenstößt. Von links und rechts versuchen die vielen kleinen Läden die vorbeiziehenden Besuchermassen mit Probierhäppchen in ihren Bann zu ziehen. Bei vielen Chinesen funktioniert das auch, liefen sie glücklich mit mehreren kleinen Taschen in der Hand Richtung Parkplatz, wo der Bus schon wartete. Für uns war es leider stressiger, als alles andere, auch wenn wir meistens in Ruhe gelassen wurden. 

Jiufen

Weiter ging es Richtung Hualien. Links das Meer, rechts die grünen Berge. Der Reiseführer hatte uns nicht zu viel versprochen, allerdings mussten wir feststellen, dass der Teil nördlich von Hualien die Region der Industrie ist und alle paar Kilometer eine leider sehr unansehliche Industrieanlage das sonst schöne Naturbild zerstört. 

In Hualien besuchten wir einen gigantisch großen Nachtmarkt der neben jeder Menge zu Essen auch jede Menge Unterhaltungsmöglichkeiten für die ganze Familie bietet. Was auf uns wirkt wie ein gut gefülltes Straßenfest ist hier Alltag. Man geht auf den Nightmarket und trifft sich mit Freunden und Nachbarn und die Kinder, egal welchen Alters mittendrin. Man holt sich hier und da etwas zu Essen, bis man irgendwann satt ist. 

Taroko Nationalpark

Am nächsten Tag stand für uns der Taroko Nationalpark mit seiner Marmorschlucht auf dem Programm. Nach einem leckeren Frühstück bei Country Mother´s ging es gut gestärkt Richtung Nationalpark. Wir schlängelten uns die gefühlt 1.000 Serpentinen nach oben durch und hielten ab und an mal an, um die Aussicht zu genießen. Zum Wandern kamen wir nicht wirklich, sehr zur Freude von Sandra. 

Eingang Taroko Nationalpark

Sonne-Mond-See

Am nächsten Tag sollten wir die schöne Strecke nochmal fahren dürfen. Doch diesmal weiter bis über den 3.200m hohen Pass um zum Sonne-Mond-See zu kommen. Schon mehrere Kilometer vor dem Peak konnten wir dank der dichten Wolken die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Das Problem, links von uns ging es quasi im freien Fall nach unten, während uns rechts Schilder vor herunterfallenden Steinen warnten. Da die Straße zum Teil so eng ist, dass nicht mal zwei Autos aneinander vorbei passen, fragte ich mich, wohin wir ausweichen wollen würden, falls etwas wäre. Sandra konnte mehrmals quietschen hören, dass ich langsam machen soll.

Am späten Nachmittag kamen wir nach über 6 Stunden hochkonzentriertem Fahren müde aber glücklich an unserem Ziel an. Am See ist man auf Touristen eingestellt, allerdings nur auf Chinesische. Wir blieben nur eine Nacht bevor es über die Teeanbaugebiete nach Tainan ging. Am Morgen der Abreise fuhren wir noch schnell zur Ci´en Pagode, von der man einen tollen Blick über den See hat und das Highlight unserer Station hier war.

Blick von der Pagode auf den See

Tainan

Die ehemalige Hauptstadt Taiwans, in der wir 9 Nächte verbrachten, wird geschätzt für seine Küche und wann immer wir Jemanden unsere Route aufzählten und Tainan fiel, kam sofort ein, „Mmm, das beste Essen.“ zurück.

Neben Taiwans bester Beef-Nudel-Suppe gibt es vor allem 1.000. kleine Süßigkeiten, die von uns probiert werden wollten. Ich denke 2 der 3kg, die ich in Taiwan zugenommen habe, kamen aus Tainan Die Stadt an sich fanden wir wie alle Städte eher unspektakulär, allerdings hatten es uns die chicen eScooter von Gogoro (gogoro.com) angetan, die von einem Start-up des Landes stammen. Sehr smart. So einen hätten wir gerne auch! Nach einem Stopp in einem Shop und der Frage nach einer Export wurden wir aber leider enttäuscht.

Sport und Arbeiten

Wir lernten beim CrossFit Loga und im Space Out – Coworking Space tolle Menschen kennen, die unsere Erfahrungen in den jeweiligen Bereichen abzapften und die ersten, die es wirklich sinnvoll nutzten, haben wir uns doch nicht nur einmal gefragt, warum keiner auf die Idee kommt uns auszufragen. Es waren sehr gute Gespräche, sind beide Bereiche in Taiwan eher erst am Kommen. Beim Erzählen realisiert man dann auch irgendwie erst so richtig, was wir schon alles gesehen und mitgenommen haben an Erfahrung in den letzten Jahren – in beiden Bereichen. Meist ist einem das gar nicht so bewusst. 

Am Wochenende machten wir einen Ausflug Ten Drum Village, wo wir selbst Trommeln dürften und uns später eine tolle Show dazu ansahen.

Kenting

Nach einer Woche Arbeiten, Essen und Crossfit in Tainan mieteten wir uns wieder ein Auto, denn der südlichste Punkt von Taiwan wartete noch auf uns. Kenting ist wohl DAS Ferienparadies der Insel. Pferdereiten, Quad fahren, Paintball, GoKart und und und gibt es dort alle paar Meter, während auf der anderen Seite die Strände zum Verweilen einladen. 

Der südlichste Punkt von Taiwan. Danach kommen Richtung Süden die Philippinen.

Kaohsiung

Zum Abschluss stand mit Kaohsiung (6 Nächte) die zweitgrößte und Taiwans modernste Stadt auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin ließen wir uns den Fo Guang Shan Temple nicht entgehen, was definitiv zu einem unserer Highlightsvon Taiwan gehört. Neben der täglichen Suche nach etwas zu Essen, fokussierten wir uns sehr auf unsere Arbeit und Projekte und schauten Nachmittags zweimal beim CrossFit X Ray vorbei, um den Taiwan-Kilos an den Kragen zu gehen. Ray, der Besitzer ist sehr sympathisch und hat eine tolle Box zum Trainieren geschaffen.

Und dann kam der besagter letzter Abend.

Fazit

Taiwan ist für uns ein guter Mix aus Japan, China, Hong Kong und Südkorea, besonders was das Essen angeht und ein begehrtes Reiseziel für Chinesen. Der Mix beim Essen ist super, da wenn wie wir keine Lust auf Frittiertes hatten, was meist der Fall war, ums Eck immer einen leckeren Sushi laden, Japaner oder. Koreaner gefunden haben.
Überrascht hat uns die doch recht trostlos wirkenden und langweiligen Städte, stimmten hier unsere Erwartungen definitiv nicht.

Bleibt die alles entscheidende Frage, ob wir das Land Jemanden empfehlen, oder wieder hin reisen würden. Die Antwort ist Jein.
Wir haben lange darüber nachgedacht nach Taiwan zu reisen und sind sehr froh, es endlich geschafft zu haben. Allerdings würden wir, wenn uns Jemand fragt, erstmal eine Reise nach Japan oder Hong Kong ans Herz legen und denken auch, dass wir nicht mehr oder zumindest für eine Weile nicht nach Taiwan reisen werden. Von unserem Trip werden uns in erster Linie die leckeren Süßigkeiten und die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen in Erinnerung bleiben, waren das die eigentlichen Highlights des Landes.

Für uns geht es zurück nach Indonesien, wo wir auf Bali die Zeit bis zu unserem Deutschlandbesuch im Sommer verbringen werden und jede Menge Besuch bekommen, auf den wir uns sehr freuen.

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Unendliche Weiten: West-Australien (Teil 2)